Mehr als 125 Jahre waren zwei Fahnen des Corps der Bürgersöhne bei Wind und Wetter im Einsatz. „Was man ihnen auch ansah“, sagt Deputierter Matthias Kühnel schmunzelnd. Zeit also, um am Samstag in feierlichem Rahmen zwei neue Fahnen in den Dienst zu stellen.
Peine. Traditionell ging es am vergangenen Samstag bei der Fahnenweihe des Corps der Bürgersöhne (CdB) in der Peiner St.-Jakobi-Kirche zu. Nach mehr als 125 Jahren im Einsatz war es an der Zeit, die alten Fahnen in den Ruhestand zu schicken und zwei neuen Fahnen in den Dienst zu stellen. Im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes mit Superintendent Dr. Volker Menke und Gemeindereferentin Petra Zappe wurden die zu weihenden Fahnen feierlich, auf einem Brett liegend, in die Kirche getragen. Aufrecht und mit Stolz getragen werden dürfen sie nämlich erst nach der Weihe. So will es die Tradition und die wird bekanntermaßen nicht nur bei den Peiner Junggesellen großgeschrieben.
In seiner Predigt machte Menke unter anderem deutlich, dass die Fahnen ein Zeichen der Gemeinschaft seien: „Sie zeigen, hier ist was los, hier wird gefeiert.“ Begleitet wurde der Gottesdienst vom Spielmannszug des MTV Stederdorf, der für einen der vielen Gänsehautmomente an diesem Abend sorgte.
Im Anschluss zogen die Bürgersöhne – begleitet von typischen Freischießen-Klängen des Spielmannszugs und damit einem weiteren Gänsehautmoment – durch die Stadt, direkt in ihre „Heiligen Hallen“ auf dem Schützenplatz. Dort ließ man eine weitere Tradition weiterleben: Es wurde mit vielen geladenen Gästen, unter denen sich unter anderem Bürgermeister Klaus Saemann, Bürgerschaffer Thomas Weitling und Ehrenbürgerschaffer Hartmut Kühnel befanden, ausgelassen bis die frühen Morgenstunden gefeiert. Zuvor hatte Bürgermeister Saemann noch ein Grußwort des Rates und der Verwaltung im Gepäck. „Die alten Fahnen sind die ältesten Teilnehmer des Peiner Freischießens hier unter uns und ich bin sicher, könnten sie reden, sie würden viele Geschichten erzählen können“, sagte er. Zum Abschluss genehmigte er kurzerhand – mit einem Augenzwinkern – noch schnell die Verwendung des Stadtwappens auf den Fahnen, sollte das nicht schon im Vorfeld passiert sein, was Saemann viele Lacher einbrachte.
Großzügige Spende machte Anschaffung möglich
Dass gleich zwei Fahnen angeschafft und geweiht werden konnten haben die Bürgersöhne im Übrigen einem großzügigen Spender zu verdanken. „Wir können nur einen großen Dank an Martin Pfreimer aussprechen, dass er eine der Fahnen spendiert hat“, informieren die Deputierten Jan Grünheit und Matthias Kühnel, „die andere Fahne wurde durch Spenden und Eigenmittel finanziert.“
Alte Fahnen bekommen ehrenvollen Platz
Und was passiert mit dem, was von den bisherigen Fahnen noch übrig ist? „Sie bekommen einen ehrenvollen Platz in einem Schaukasten in unseren Heiligen Hallen“, berichtet der Hauptmann des CdB, Christian-Philipp Weitling.
Infobox: Beschreibung der Fahnen
1. Zug: Die Fahne des ersten Zugs führt das Corps der Bürgersöhne bei den Auszügen an. Daher ist auf der Vorderseite das Vereinslogo mit dem Schriftzug „Corps der Bürgersöhne und das Gründungsjahr 1814“ zu sehen. Das Logo befindet sich auf einem grün-roten Hintergrund, den Peiner Stadtfarben. In den Ecken befindet sich jeweils das markante Erkennungsmerkmal des CdB, der Zylinder.
Auf der Rückseite ist auf blauem Untergrund in der Mitte das Wappen der Stadt Peine platziert, umrahmt von zwölf goldgelben Sternen. Im Rahmen dieser besonderen Europaflagge wird „Peine im Herzen Europas“ dargestellt. In den Ecken sitzt bzw. wacht das Wahrzeichen der Stadt Peine, die Eule.
3. Zug: Der Untergrund beider Seiten dieser Fahne ist in Anlehnung an die alte Fahne in einem Cremeton gehalten. Auf der Vorderseite erscheint zentral ein Abbild des Junggesellenzeltes – der „Heiligen Hallen“- aus sehr frühen Jahren nach einem überlieferten Gemälde. Unterhalb wird das Junggesellenzelt in zwei übereinanderliegenden Eichenlaubzweigen eingefasst, oberhalb ist der Schriftzug Corps der Bürgersöhne Peine zu sehen. Am unteren Rand der Fahne stehen die Jahreszahlen 1814, das Gründungsjahr des Corps, und 1850, das Jahr in dem das erste Junggesellenzelt erbaut wurde. Die Ecken sind ebenfalls in Anlehnung an die alte Fahne mit Eichenlaub verziert.
Die Rückseite bildet eine enge Analogie zu der alten Fahne. Mittig erscheint das Wappen der Stadt Peine, welches durch zwei an ihren Enden mittels einer roten Schleife zusammengebundenen Eichenlaubzweigen gerahmt wird. Als Textzeile über dem Stadtwappen erscheint die Aufschrift „TREU DER VATERSTADT“. Die Ecken sind ebenfalls mit Eichenlaub verziert.