Die Fahnen

… des Corps der Bürgersöhne

Zusammengestellt von Gerhard Beckmann, anno 1997

Das Corps der Bürgersöhne besitzt insgesamt 5 Fahnen. Drei dieser Fahnen werden von der aktiven Abteilung getragen, die anderen beiden von der passiven Abteilung.

Die Fahnen der aktiven Abteilung

Das “aktive” Corps (die Ledigen) besteht in der Regel aus drei Zügen mit je einer Fahne, die von drei Fähnrichen betreut und getragen werden. Diese Herren sind bei den Umzügen an den rot-weißen Federbuschen zu erkennen, die sie an ihren zweispitzigen Offiziershüten, den “Schakos”, tragen.
Die älteste vorhandene Fahne ist aus dem Jahre 1879. Sie wurde den Bürgersöhnen in Zuneigung als Zeichen der Verehrung und Freundschaft von den Bürgertöchtern gewidmet. Sie trägt auf der linken Seite die Inschrift:

aktive_fahne_1879_linksGEWIDMET VON DEN BÜRGERTÖCHTERN 1879

Auf der rechten Seite lesen wir:

DEM CORPS DER BÜRGERSOHNE ZU PEINE

aktive_fahne_1879_rechtsDie zweitälteste Fahne wurde am Sonntag, dem 10. Oktober 1897 nachmittags 3 Uhr, im ” Junggesellen-Zelt ” feierlich mit einer Fahnenweihe von den Bürgertöchtern ebenfalls dem Corps der Burgersohne gewidmet.
Ein zeitgenossischer Chronist schreibt dazu in der Zeitung:

“Eine neue Fahne, gewidmet von den Jungfrauen des Vereins, wurde gestern Nachmittag im Corps der Bürgersöhne geweiht. Im festlich dekoriertem Saal feierte man das Fest der Fahnenweihe. Die Feier wurde vom Vertreter des Magistrats, Herrn Senator Krawehl, mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Seine Majestät den Kaiser eröffnet. Im Anschluss hieran hieß der erste Deputierte des Corps, Herr Schuhmachermeister Lüddecke, die Erschienenen herzlich willkommen und nach dem exakten Vortrage eines dem Tage angepassten Liedes seitens der neuen Liedertafel, ging der eigentliche Akt der Weihe vor sich. Auf der Bühne hatten das Kollegium, sowie 12 Ehrenjungfrauen Aufstellung genommen, vor ihnen Herr Senator Krawehl, welcher in zündenden Worten die Festrede hielt. Auf die Entstehung des Peiner Schützenfestes hinweisend, hob er hervor, dass in früheren Zeiten die Bürgerwehr an jedem ersten Sonntag im July Proben ihrer Fertigkeit im Schießen ablegen mußte; dem Beispiel ihrer Väter folgend, hätten auch die Bürgersöhne sich im Schießen geübt und sei nach und nach das heutige Schützenfest, welches einem Volksfeste gleich, in jedem Jahre würdig gefeiert würde, entstanden. Seine Rede gipfelte im Wahlspruch der neuen Fahne: Treu der Vaterstadt. Mit einem kräftigen Hoch auf das Corps der Bürgersöhne schloß der Redner. Nach Entfaltung der Fahne brachte der Redner ein Hoch auf die Ehrenjungfrauen aus, die dann die Fahne mit einem schwungvollen Gedichte übernahmen. Diese Prologe sprachen Fräulein Henny Könnecke und Martha Behrens und überreichten alsdann im Namen der Jungfrauen dem ersten Deputierten, Herrn Lüddecke, die Fahne. Dieser dankte namens des Corps in herzlichen Worten und brachte ein Hoch auf die Damen des Vereins aus. Sodann beglückwünschten die verschiedenen Bürgerkorperationen das Corps zur neuen Fahne.

Im Namen der Schützengilde überreichte Herr Riekeberg ein Fahnenschild, das Bürgerjäger-Corps ließ durch Herrn Schumachermeister Heise ein Fahnenband und das Neue-Bürger-Corps durch Herrn Schneidermeister F. Witte ein Fahnenschild überreichen”.

Im weiteren Programm wechselten Musikpiecen der “Eggers’schen” Kapelle mit Gesangsvorträgen der neuen Liedertafel. Die neue Fahne trägt auf der linken Seite das Peiner Stadtwappen mit der Umschrift:

aktive_fahne_1897_links“TREU DER VATERSTADT”

und auf der rechten Seite die Widmung:

CORPS DER BÜRGERSÖHNE PEINE, GEW. V. D. BÜRGERTÖCHTERN

aktive_fahne_1897_rechtsDie Fahne wurde in der Peiner Kunststickerei der Frau Susanna Preußner gearbeitet. Sämtliche Anwesenden sprachen sich lobend über die großartig ausgeführte Arbeit aus und erkannten an, daß es sehr richtig gewesen sei, daß man nicht in die Ferne geschweift, vielmehr das Gute am Platz hätte ausführen lassen. In diesem Sinne sprach auch Herr L. Ehrig und brachte ein Hoch auf die Künstlerin, Frau Preußner aus. Ein Festball am Abend beendete die in allen Theilen schön verlaufene Feier.

Die dritte Fahne wurde im Jahre 1952 gestiftet. Die Familie des damals amtierenden Königs, Bäckermeister Adolf (Ate) Schulz, schenkte ihm zu seinem Königsball, die in Eigenarbeit hergestellte Fahne. “Tante Minna” aus der Familie Schulz führte die gesamten Stickereien aus. Die linke Seite zeigt die Peiner Eule mit der Umschrift:

aktive_fahne_1952_linksWAS DU ERERBST VON DEINEN VÄTERN, ERWIRB ES, UM ES ZU BESITZEN

und die rechte bietet das Stadtwappen mit der Umschrift:

CORPS DER BÜRGERSÖHNE PEINE

aktive_fahne_1952_rechts

Die Fahnen der passiven Abteilung

Die vierte Fahne wird von der passiven Abteilung des Corps geführt( die ehemaligen, jetzt verheirateten Mitglieder). Die Fahne wurde von 7 ehemaligen passiven Königen 1979 gestiftet. Ihre Namen sind auf der linken Seite eingestickt. Diese Hälfte trägt in der Mitte das CdB.-Emblem mit der Umschrift:

passive_fahne_1979_linksWAS DU ERERBT VON DEINEN VÄTERN, ERWIRB ES, UM ES ZU BESITZEN!

Die rechte Seite zeigt mittig das Peiner Stadtwappen auf grünem Grund mit der Umschrift:

CORPS DER BÜRGERSÖHNE – PASSIVE ABTEILUNG – PEINEpassive_fahne_1979_rechts

Die fünfte und letzte Fahne des Corps wird auch von der passiven Abteilung getragen. Von diesem Symbol der Gemeinschaft waren leider nur noch ein Stoffrest vom Tuch übrig. Nichts ist über Herkunft oder Weihe aktenkundig. Fahnenbänder am Schaft waren noch eine letzte stolze Zierde. Zwei davon sind gestiftet von den Damen (Ehefrauen) der Abteilung.

Ab dem 27.Juni 1999 führt das Corps der Bürgersöhne eine neue Fahne. Sie wurde von der Passiven Abteilung gestiftet und wird auch in derselben getragen. Viele große und kleine Spender sowie einige Sponsoren haben es möglich gemacht, daß diese Fahne angeschafft werden konnte. Sie wurde am oben genannten Datum in einem Festakt in unseren “Heiligen Hallen” von unserem Corpsmitglied Pastor Matthias Mau feierlich geweiht. Vorher begrüßte der Vorsitzende Friedrich-Rudolf Busse die Anwesenden und sprach einführende Worte. Wissenswertes über Fahnen vermittelte der Corpsarchivar Gerhard Beckmann.

“Die neue Fahne weist historische Traditionen sowohl in den Farben als auch in der Gestaltung auf. Ich möchte sie erläutern. Die linke Fahnenseite zeigt die Verbundenheit zu unserer Heimatstadt, nämlich die Farben grün-rot. In der Fahnenheraldik bedeuten diese Farben: Rot steht für Mut und Macht, Grün für Natur, bedeutet aber auch Hoffnung und Jugend. Im Mittelpunkt prangt die “Peiner Eule”, eine gestickte Nachbildung vom Trinkgefäß des Peiner Rates. Oben und unten halbrund umrahmt von gold gestickten Buchstaben mit dem Peiner Sinnspruch:

PAANE WAS MAKET SO FESTE, DAT DE UHL BLIEF SITTEN IM NESTE!”

Die rechte Seite hat die Farben Gelb-Weiß und Schwarz-Weiß in Form von Dreiecks-Symbolen. Gelb-Weiß war die Farbe des Königreichs Hannover, zu dem Peine 1814 bei der Corpsgründung gehörte. 1866 kam das KR. Hannover zu Preußen, dessen Farben Schwarz-weiß waren. Diese Symbolfarbe wurde gewählt, weil 1903 die passive Abteilung im Corps gegründet wurde. In der Mitte unser Corps-Logo. Oberhalb und unterhalb mit goldenen Lettern versehen

passive_fahne_1999_links“CORPS DER BÜRGERSÖHNE – PASSIVE ABTEILUNG – GESTIFTET 1998”.

passive_fahne_1999_rechts